Here comes the sun

Here comes the sun

Dr. Marie-Theres Kasimir © Manuel Ortlechner

Endlich scheint die Sonne und die Temperaturen steigen. Die Luft riecht nach Frühling und auch der Sommer wird nicht lange auf sich warten lassen.  Und jetzt ist das Thema auch Hautpflege, Sonnenbrand & Co. wieder aktuell. Die erfahrene Dermatologin und Herzchirurgin Dr. Marie-Theres Kasimir  hat diverse Fragen im Interview ausführlich beantwortet!

Wenn man sich langsam vorbräunt, entwickelt man angeblich einen Eigenschutz – ist es dann überhaupt noch notwendig, im Freibad oder am Strand einen Sonnenschutzfilter aufzutragen?
Die eigene Bräune garantiert keine sichere Abschirmung der gefährlichen UV-Strahlen, also unbedingt beim Sonnenbaden einen auf den Hauttyp abgestimmten Sonnenschutz auftragen.

Ist man sofort geschützt, wenn man sich mit einem Sonnenschutz eincremt?
Ich rate meinen Patientinnen und Patienten immer sich ca. 30 Minuten vor der Sonnenexposition einzucremen, dann hatte der Sonnenfilter genügend Zeit, um seine volle Wirkung zu entfalten.

Welche Formen bzw. Erscheinungen des Hautkrebses gibt es und wie sind diese zu erkennen?
Man unterscheidet zwischen dem „weißen“ und dem „schwarzen Hautkrebs“. Der weiße Hautkrebs ist weniger gefährlich. Dieser muss aber trotzdem diagnostiziert und behandelt werden. Zum weißen Hautkrebs zählen das Basaliom und das Plattenepithel-Karzinom.
Der weiße Hautkrebs, also das Basaliom und das Plattenepithel-Karzinom, entsteht durch kumulative Sonneneinstrahlung und tritt vor allem an sonnenexponierten Stellen, wie beispielsweise Gesicht, Dekolleté oder Unterarme auf. Der weiße Hautkrebs metastasiert äußerst selten.
Der schwarze Hautkrebs, das Maligne Melanom, gehört zu den gefährlichsten Krebsarten, die man überhaupt haben kann. Es handelt sich hierbei um einen aggressiven, sehr bösartigen Hauttumor, der sehr rasch „streut“.
Das Maligne Melanom kann an jeder Körperstelle entstehen, auch wenn diese niemals einer UV-Strahlung ausgesetzt wurde.
Beim Melanom sind wiederkehrende Sonnenbrände, vor allem in der Kindheit, und Genetik (familiäres Auftreten) die Hauptrisikofaktoren.

Dr. Marie-Theres Kasimir © Michaela Krauss-Boneau

Welche Behandlungsmethoden kommen für die jeweilige Erscheinungsform zum Einsatz?
Alle Hautkrebsformen sollten in erster Linie chirurgisch behandelt werden. In speziellen Fällen, beispielsweise, wenn es die Lokalisation nicht zulässt, gibt es alternative Behandlungsmethoden, diese sind allerdings mit dem behandelnden Dermatologen eingehend zu besprechen.

Wie hoch sind die Heilungschancen einer Krebserkrankung?
Wird der weiße Hautkrebs rechtzeitig erkannt und behandelt, dann ist er heilbar. Das Maligne Melanom, also der schwarze Hautkrebs, ist heilbar, wenn er im absoluten Anfangsstadium erkannt wird. Aggressive Melanome können in kürzester Zeit entstehen und zum Tod führen.

Wie erkennt man den Unterschied zu einem ungefährlichen Muttermal?
Jedes in Form und Farbe veränderte Muttermal ist von einem Facharzt zu diagnostizieren und zu beurteilen. Auch wenn ein neues Muttermal auftritt, das ganz anders aussieht als alle anderen, dann sollte man eine fachärztliche Konsultation vereinbaren.

Wie oft sollte man seine Muttermale kontrollieren lassen?
Ich empfehle meinen Patientinnen und Patienten einmal im Jahr zum Muttermal-Check zu kommen. Je mehr Muttermale man hat, desto wichtiger ist es diese kontrollieren zu lassen.

Wie gehen Sie persönlich mit der Sonne um? Meiden oder lieben Sie diese?
Ich liebe die Sonne, allerdings mit Vorsicht, der richtigen Dosierung und mit ausreichend hohem Sonnenschutz. Dabei ist allerdings zu bedenken, dass auch der höchste Sonnenschutzfaktor nicht hundertprozentig vor Sonnenschäden schützt.

Dr. Marie-Theres Kasimir © Manuel Ortlechner

Wie findet man den perfekt abgestimmten Sonnenschutz?
In der Dermatologie unterscheiden wir zwischen fünf genetischen Hauttypen nach Fitzpatrick (Dermatologe Thomas Fitzpatrick)
• Sehr empfindlich – Typ 1: Keltischer Typ, Eigenschutzzeit bis 10 Minuten
• Empfindlich – Typ 2: Nordischer Typ, Eigenschutzzeit bis 20 Minuten
• Normal – Typ 3: Mischtyp, Eigenschutzzeit bis 30 Minuten
• Wenig empfindlich – Typ 4: Mediterraner Typ, Eigenschutzzeit bis 45 Minuten
• Unempfindlich – Typ 5: Dunkler Typ, Eigenschutzzeit bis 60 Minuten
• Unempfindlich – Typ 6: Schwarzer Hauttyp, Eigenschutzzeit 90 Minuten.

Wird man mit einem hohen Sonnenschutzfaktor überhaupt braun?
Auch bei der Verwendung eines hohen Sonnenschutzfaktors werden die Melanozyten stimuliert und so erhält man eine schöne Bräune.

Schützen Selbstbräuner genauso wie die natürliche Bräune?
Nein, Selbstbräuner haben keinerlei schützende Wirkung, es sei denn, es wurde ein extra Lichtschutzfaktor hinzugefügt.

Gibt es besondere Vorsichtsmaßnahmen, die man beim Sonnenbaden beachten sollte:
• Da die Haut nach der kalten Jahreszeit die Sonne noch nicht gewöhnt ist, sollte man beim ersten Kontakt eher zu einem höheren Sonnenschutzfaktor greifen und nur kurze Sonnenbäder genießen. Man darf nicht unterschätzen, dass die Maisonne extrem stark ist, und wir im Juni den Höchststand der Sonne haben.
• Die sogenannten Sonnenterrassen, wie Nase, Haaransatz, Ohren, Lippen, Dekolleté und Rist, sollten gut mit hohem Lichtschutzfaktor eingecremt werden.
• Egal ob am Strand, im Garten oder im Freibad, in der Mittagszeit sollte man die Sonne mit Vorsicht genießen, da die Sonneneinstrahlung in dieser Zeit am intensivsten ist. Dabei helfen leichte Kleidung, Kopfbedeckung, Sonnenbrille und der Schatten.

Macht die Sonne alt?
Das gesamte Lichtspektrum kann, bei übermäßigem Konsum, zur Beschleunigung der Hautalterung beitragen.

Mit welchen Methoden rücken Sie in Ihrer Ordination den Sonnenfalten bzw. Sonnenschäden erfolgreich zu Leibe?
Präventiv kommt in meiner Ordination Botox gegen mimisch bedingte Sonnenfältchen zum Einsatz. Sind bereits Sonnenschäden vorhanden, empfehle ich meinen Patientinnen und Patienten das „Microneedling“ und das „Radiofrequenz-Needling“. Beide Methoden kurbeln die Kollagensynthese an, verkleinern die Poren und minimieren Sonnenfältchen. Welche, der beiden Methoden zum Einsatz kommt, kläre ich durch ein persönliches Beratungsgespräch und nach einer eingehenden individuellen Hautanalyse.

Macht es Sinn, die Sonne ganz zu meiden, um sich vor Sonnenschäden bzw. Hautkrebs zu schützen?
Nein, denn ohne Sonne kann der Körper das lebenswichtige Vitamin D nicht produzieren. Außerdem hat die Sonne die wunderbare Kraft, die Psyche des Menschen, seine Vitamine und Hormone zu stimulieren, darauf sollte man nicht verzichten. Ob die Sonne Schaden anrichtet oder heilt, ist einfach eine Frage der richtigen Dosis!

Dr. Marie-Theres Kasimir © Michaela Krauss-Boneau

Die Sonne fördert angeblich die Leistungsfähigkeit, kann das stimmen?
Natürliches Licht und Helligkeit sind Wachmacher, das befeuert die Leistungsfähigkeit und die Lust etwas weiterzubringen.

Apropos Lust: Kann es sein, dass es dadurch zu den vielen heißen Sommerflirts kommt?
Mag sein, wahrscheinlich spielt dabei aber auch die Kleidung – leichte Sommerfähnchen, kurze Shorts und enge Shirts – eine tragende Rolle.

 

Dr. Marie-Theres Kasimir: Fachärztin für Dermatologie, Herzchirurgie und Ästhetische Medizin, Privatärzte-Zentrum Döbling, Heiligenstädter Straße 46-48, Ebene 5, 1190 Wien
T.: 01/360 66-8010, M.: 0664 200 50 51
Mail: ordination@dr-kasimir.com www.dr-kasimir.com