Philippe Entremont – eine Musiklegende sagt Wien „good bye“
Mit 89 Jahren hat Philippe Entremont alles erreicht, was die Musikwelt zu bieten hat, angefangen von der Carnegie Hall bis zur Lehrtätigkeit an der Schola Cantorum in Paris. Mit Haydns letzter Symphonie in D-Dur verabschiedet sich Philippe Entremont von seinen Fans in Wien. Und auch Mozarts Klavierkonzert in Moll ist kein Zufall. Das 1785 entstandene Konzert K 466 ist in d-moll komponiert, einer Tonart, die für Mozart Finsternis, Tragik und Verhängnis symbolisierte und die auch im Don Giovanni dominierend ist. Philippe Entremont, ehemaliger Chefdirigent des Wiener KammerOrchesters und jetziger Ehrendirigent auf Lebenszeit, hat dieses Konzert und die Don Giovanni-Ouvertüre wohl nicht von ungefähr auf das Programm seines Bühnenabschieds gesetzt.
Unglaubliche Weltkarriere
Entremont wurde am 7. Juni 1934 in Reims, Frankreich, geboren. Seine Eltern waren beide Musiker: Der Vater Geiger und Dirigent an zahlreichen Opernhäusern, die Mutter eine Pianistin, die ihn von Kindesbeinen an unterrichtet. Mit Erfolg! 1944 wurde er am Pariser Konservatorium in die Klasse von Jean Doyen aufgenommen, wo er die höchsten Preise der Schule in Klavier, Solfège und Kammermusik gewann. Philippe Entremont gab sein offizielles Debüt in Barcelona im Jahr 1951 (u.a. mit der Uraufführung von Jolivets Klavierkonzert) und tourte bald durch verschiedene europäische Länder. Am 5. Januar 1953 gab er sein US-Debüt mit der National Orchestral Association, bei dieser Gelegenheit unter dem Taktstock von Léon Barzin. In den 1950er und 1960er Jahren trat Entremont in fast allen großen klassischen Musikstätten der Welt auf. Er spielte auch in Kammergruppen, oft mit dem Flötisten Jean-Pierre Rampal und dem Emerson Quartett. Zu Beginn war Entremont mit der Musik von neoklassischen Komponisten wie Milhaud und Strawinsky verbunden sowie mit ihrem Vorgänger Saint-Saëns. Er spielte auch häufig Mozart und Beethoven, und im Laufe seiner Karriere begann er, große romantische Meisterwerke zu programmieren. Entremont hat seine intensive Konzertkarriere bis ins hohe Alter fortgesetzt. Bei den Olympischen Sommerspielen 2008 in Peking nahm er an dem sogenannten „Piano Extravaganza of the Century” als einer von zehn international renommierten Spielern teil. Neben seiner Rolle als Chefdirigent beim Wiener KammerOchester übernahm er zwischen 1981 und 1986 auch die Musikdirektion des New Orleans Symphony Orchestra. 2007 kehrte er als Pianist nach New Orleans zurück, um die zweite Saison des Orchesters nach der Verwüstung durch den Hurrikan Katrina zu eröffnen. Auch im Denver Symphony Orchestra (Colorado), dem Orchestre des Concerts Colonnes in Paris, dem Israel Chamber Orchestra und dem Münchner Symphonieorchester gab er den Takt vor. Zudem ist er der Gründer des Santo Domingo Musikfestivals in der Dominikanischen Republik.
Kaum ein anderer Künstler kann so viele Plattenaufnahmen aufweisen wie er. Während seiner Karriere gab Philippe Entremont über 7.000 Konzerte. Kürzlich kehrte er aus China zurück, wo er am 8. September 2023 ein Rezital im Pekinger NCPA gegeben hat.
Was: Verabschiedungskonzert Philippe Entremont
Wann: Sonntag, 19. November 2023, 10:30 bis 12:30 Uhr
Wo: Mozart-Saal Wiener Konzerthaus
Programm:
Wolfgang Amadeus Mozart Don Giovanni Ouvertüre, KV 527
Konzert für Klavier und Orchester, Nr. 20 d-moll, KV 466
Joseph Haydn Symphonie no. 104 D major, Hob. 1:104
Tickets ab 24 Euro auf www.konzerthaus.at